15 Schüler:innen von UNESCO-Projektschulen und weiteren Schulen aus Deutschland, Tschechien und Polen nahmen am 24.11.2022 an der Tagung „Welt.Erbe.Klima – Welterbe-Bildung für klimabewusste nachhaltige Entwicklung“ im Rahmen des Fachprogramms der Messe denkmal Leipzig teil und präsentierten das Projekt „Young Climate Action for World Heritage“. Die Tagung wurde vom Sächsischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung in Kooperation mit dem IHS, der Deutschen UNESCO-Kommission und dem Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS veranstaltet. Ziel war es, Welterbe-Bildung mit einem Fokus auf den Klimawandel mit Expert:innen und der jungen Generation zu diskutieren. Mehr als 100 Teilnehmende aus den Bereichen Denkmal- und Naturschutz, Welterbe, Klimaforschung, Bildung und Pädagogik waren vor Ort und brachten ihre unterschiedlichen Perspektiven ein. Die Tagung war auf der Messe denkmal nicht die einzige, die sich dem Thema Klimawandel und Erbe widmete. Sie zeichnete sich aber durch die hohe Beteiligung der Generation aus, die in Zukunft Verantwortung für das Erbe übernehmen und mit den Folgen des Klimawandels umgehen muss.
In ihrem Einführungsvortrag beschrieb Dr. Johanna Leissner (Fraunhofer EU-Büro Brüssel) die drastischen Auswirkungen des Klimawandels auf Kultur- und Naturerbe und beleuchtete Fallbeispiele für besonders nachhaltige Handlungs- und Schutzkonzepte an Erbestätten. Dann übernahmen Schüler:innen und junge Engagierte aus dem Projekt „Young Climate Action for World Heritage“, dem Schulprogramm „denkmal aktiv“ sowie der Initiative „European Heritage Volunteers“ das Podium und stellten selbst ihre Projekte zum Thema Erbe und Klimawandel vor. Bemerkenswert an diesem Podium war das interdisziplinäre Fachwissen, dass sich die jungen Menschen in ihren Projekten angeeignet hatten und selbstbewusst vor den Expert:innen im Publikum präsentierten, ihre selbstverständliche grenzübergreifende Zusammenarbeit sowie ihr Engagement für den Schutz des Erbes, gerade im Hinblick auf die Bedrohungen durch den Klimawandel. Chemische Formeln zum Erhalt von historischem Muschelkalk, Baumsterben und Dürren in Gärten und Parks sowie ihre Motivation sich am Welterbe zu beteiligen, zeigten sie gleichermaßen authentisch und kompetent auf, was auf große positive Resonanz im Publikum stieß. Moderiert wurde die Tagung von der Journalistin Victoria Reichelt, der es gut gelang, den generationenübergreifenden Dialog herzustellen.
Am Nachmittag zeigte Dr. Antje Brock (Institut Futur/FU Berlin) aus bildungstheoretischer Perspektive das Potential von Welterbestätten als Lernorten auf, die die zeitliche und räumliche Dimension von Nachhaltigkeit erfahrbar machen können und ganzheitliches Lernen im Sinne der Bildung für Nachhaltige Entwicklung ermöglichen. Daran anschließend wurden diverse Vermittlungs- und Bildungsangebote im Bereich Welterbe, Klimawandel und BNE vorgestellt. Die Tagung schloss mit einer Fishbowl-Diskussion, bei der die Fragestellungen des Tages mit den sich auf dem Podium abwechselnden Diskutant:innen aus diversen Perspektiven beleuchtet wurden.
Eine Publikation der Tagungsergebnisse durch die Veranstaltenden ist derzeit in Planung.
Hintergrund zur Tagung:
Bildung gehört neben Schutz und Erhalt zum Kernauftrag der UNESCO-Welterbekonvention. Mit der Unterzeichnung der Konvention verpflichten sich die Vertragsstaaten „insbesondere durch Erziehungs- und Informationsprogramme, die Würdigung und Achtung des […] Kultur- und Naturerbes durch ihre Völker zu stärken“ (UNESCO 1972, Art. 27). In der Umsetzung des Bildungsauftrages besteht dennoch weiterhin Handlungsbedarf, besonders im Hinblick auf die komplexen Herausforderungen im Schutz des Welterbes, zum Beispiel durch den Klimawandel, sowie die zunehmend geforderten partizipativen Bildungs- und Beteiligungsformate für diverse Zielgruppen.
Vor diesem Hintergrund initiierte der Freistaat Sachsen 2016 eine Tagungsreihe zum Thema Welterbe-Bildung im Rahmen des Fachprogramms auf der Messe „denkmal“ in Leipzig. Die Reihe hat zum Ziel, das Thema theoretisch und praktisch zu beleuchten, Netzwerke zwischen Bildungswissenschaft und Welterbe zu stärken und den gemeinsamen Austausch zu Konzepten, Formaten und Angeboten der Welterbe-Bildung anzuregen. Das Institute Heritage Studies unterstützt mit seiner Expertise im Bereich Heritage Studies und Welterbe-Bildung die Konzeption, Durchführung und Auswertung der Tagung neben weiteren Institutionen, wie der Deutschen UNESCO-Kommission und dem Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS u.a. Die Tagung „Welt.Erbe.Klima“ war die vierte Veranstaltung im Rahmen der Tagungsreihe.
Alle Fotos inkl. Titelbild: Sächsisches Ministerium für Regionalentwicklung, Foto: Stefan Schacher