Dr. Karl-Reinhard Titzck

[+]Cover_HS Vol 2_40 Jahre WelterbeAlbert, Marie-Theres; Ringbeck, Birgitta: 40 Jahre Welterbekonvention. Zur Popularisierung eines Schutzkonzeptes für Kultur- und Naturgüter. (Heritage Studies, Vol. 2). Berlin: de Gruyter, 2015. 326 Seiten. ISBN 978-3-11-031237-9. Preis: 39,95 Euro, Bezug: Buchhandel.

Buchbesprechung von Dr. Karl-Reinhard Titzck, Referatsleiter Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin

Marie-Theres Albert, Professorin des Lehrstuhls Interkulturalität an der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus und Chairholderin des UNESCO-Chairs in Heritage Studies und Birgitta Ringbeck, deutsche Welterbekoordinatorin im Auswärtigen Amt und Mitglied der Welterbekommission der UNESCO, sind  zwei in der Materie hervorragend ausgewiesene Expertinnen, die sowohl mit den methodischen Zugängen zum Welterbe als auch mit der Komplexität der politischen Praxis in der Umsetzung der Welterbekonvention sehr gut vertraut sind.

Marie-Theres Albert war Vorsitzende des Fachbeirates der Kultusministerkonferenz zur Fortschreibung der deutschen Tentativliste für das UNESCO-Welterbe. Die Empfehlungen wurden im April 2014 vorgelegt. Darin wurde auch der Antrag der Landeshauptstadt Schwerin aufgenommen „Residenzensemble Schwerin – Kulturlandschaft des romantischen Historismus“. Birgitta Ringbeck stand dem Fachbeirat als Gast beratend zur Seite.

In sieben Kapiteln wird das 40-jährige „Erfolgsmodell“ (Vorwort, S. V) der Welterbe-Konvention erläutert. Zunächst  wird definiert, was als Welterbe anerkannt ist. Anschließend werden einige der das Welterbe prägenden Entwicklungen aufgezeigt.  Unterschiedliche Betrachtungen zum Welterbe finden sich im Kapitel Welterbediskurse. Im nächsten Kapitel werden Auswirkungen der Popularisierung weitergehende Interpretationen von Welterbe dargelegt. Das 6. Kapitel behandelt  das Immaterielle Kulturerbe. Der Ausblick soll als die die Veröffentlichung  abschließende Reflexion verstanden werden.

In dem Kapitel „Auswirkungen der Popularisierung“ werden Welterbe und Politik und Welterbe und Tourismus  und damit Chancen und Risiken des Welterbes untersucht. Immer wieder wird auf die Gefahr einer Überfrachtung der Liste und Europalastigkeit der Liste hingewiesen. Bei den Übersichten in der Einleitung zur Verteilung der Welterbestätten fehlt ein Hinweis, dass viele Welterbestätten in Afrika, Amerika, Asien und Australien einen deutlichen „europäischen“, meist kolonialgeschichtlichen Bezug aufweisen.

Die Überschrift „Welterbe versus immaterielles Erbe“ erscheint auf den ersten Blick missverständlich. Denn in Wirklichkeit ist der Schutz des immateriellen Kulturerbes eine wichtige Ergänzung zur Bewahrung des materiellen Erbes. Das Programm „Memory of the World“ wird in diesem Zusammenhang etwas kurz abgehandelt. Alle diese Regelungen tragen dazu bei, kulturelles Gut der Menschheit zu bewahren und sie in die gemeinsame Verantwortung aller Menschen zu stellen.

In den Ausblicken werden  „Erbe und Ermächtigung der Akteure“, „Kultur, Erbe und Vielfalt“  und „Welterbe und nachhaltige Entwicklung“ thematisiert. Die Autorinnen plädieren am Ende dafür, „dass eine nachhaltige Nutzung von Erbe auch an mündige Bürger übertragen werden muss, anstatt dieses  – wie bisher im politisch-administrativen Feld üblich – nur zu fordern“.

Das Buch beinhaltet einen über hundertseitigen Anhang mit Stichworten zum Welterbe und wichtigen Dokumenten wie zum Beispiel das Haager Abkommen für den Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten, das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt sowie das Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes, um den Zugang zur Welterbe-Konvention zu erleichtern.

Das Buch ist mit zahlreichen farbigen Fotos des auf UNESCO-Welterbestätten spezialisierten Fotografen und Reisejournalisten Hans-Joachim Aubert versehen. Sie stellen allesamt Welterbestätten in der ganzen Welt dar.

Für alle am Thema Interessierten ist dieses Buch eine Pflichtlektüre auch für die mit dem Welterbe und dem immateriellen Kulturerbe befassten Verantwortlichen in Mecklenburg-Vorpommern.

 

Karl-Reinhard Titzck, Schwerin